die verlockung

27. September 2017 | ludwig oechslin

stellen sie sich vor, jeder monat hätte 28 tage, und wäre somit genau vier wochen lang. da würde, da eine woche ja sieben tage hat, auf jedes datum der monate derselbige wochentag fallen. wenn der erste ein montag wäre, dann wäre der 7. der 14., der 21. und 28. ein sonntag. nun ist es aber nicht so. die meisten monate haben entweder 30 oder 31 tage und alle vier jahre hat einer 29 und die übrigen jahre einer 28 im jahr. normalerweise existieren also in vier jahren oder 48 monaten nur 3 monate mit 28 tagen, bzw. von 12 monaten sind 11,25 länger als 28 tage. um beim beispiel zu bleiben: wenn der erste eines monats der montag ist, dann wäre bei einem monat mit 29 tagen der erste des nächsten monats ein dienstag, bei einem monat mit 30 tagen der erste des nächsten ein mittwoch und bei einem monat mit 31 tagen der erste des nächsten monates ein donnerstag. es handelt sich also um eine verschiebung des wochentages von einem monat mit 28 tagen um 0 tage, von einem monat mit 29 tagen um einen tag, von einem monat mit 30 tagen um 2 tage und von einem monat mit 31 tagen um 3 tage. wenn man das als kleinigkeit betrachtet, könnte man versucht sein, eine entsprechende lösung dafür in einem ewigen kalender wie dem von ochs und junior zu suchen.

das hat auch mich gelockt. und ich habe dafür auch eine relativ einfache lösung gefunden und einen entsprechenden prototypen, aufbauend auf dem gewöhnlichen ewigen kalender, gebaut. wie beim wechsel von einem monat auf den anderen nütze ich dazu die letzten 3 von 31 schritten bei einem monatswechsel. diese letzten drei schritte sind unter umständen diejenigen, die übersprungen werden müssen, um vom letzten tag eines monates auf den ersten des nächsten zu kommen. ab dem 29. eines monates beginnt also die schaltung auf den nächsten. je übersprungenem schaltschritt dauert die schaltung ungefähr eine stunde. es werden dann sowohl die restlichen tage übersprungen als auch gleichzeitig die monatsscheibe in bewegung gesetzt. diese weist also eine schrittweise bewegung während vier tagen auf, wenn ein übergang von einem monat mit 31 tagen auf den nächsten erfolgt, und entsprechend weniger bei monaten mit 30, 29 oder 28 tagen.

die verlockung, darauf aufbauend, die eins, zwei oder drei tage verschiebung des wochentages von einem monat zum nächsten dazu zu fügen, war also gross. ich habe mir überlegt, dass die wochen durch den sonntag abgegrenzt werden könnten, dem ich einen schwarzen punkt gebe. auf einem reif mit 4 spiralig angebrachten linien kann ich diese auf der spiraligen punktereihe des datums anzeigen, ähnlich wie die banane auf dem datumsreif. den wochentagreif kann ich dann nach dem 28. des monats jeweils ebenfalls mittels der schrittweisen bewegung der monatsscheibe über ein kleines trieb verschieben. die nicht zu verschiebenden tage behandle ich über dieses trieb wie bei einer malteserstellung, indem ich auf dem zahnkranz des monatsreifes entsprechende zahnlücken mit positionsarretierungszwischenteil einbaue.

ich habe mir diese uhr gebaut und trage sie für mich am handgelenk, bin aber zum schluss gekommen, dass trotz der extrem effizienten und einfachen bauweise – es werden lediglich zur bisherigen konstruktion zusätzlich noch drei teile benötigt und zwei bisherige abgeändert – die gefundene lösung der kundschaft nicht zugemutet werden kann. die uhr weist nämlich den fehler auf, dass während der drei tage schaltung am monatsende ab dem 29. bis zum 1. des nächsten monats die wochentage nicht korrekt angezeigt werden, sondern im übergang von einem monat zum anderen sind. wollte man diesen mangel an korrekter anzeige des wochentages am monatsende beheben, würde die konstruktion so viel aufwändiger ausfallen, dass sich der aufwand aus meiner sicht nicht mehr lohnt.