Flück und Fux

| Beat Weinmann

Seit Anfang August arbeitet eine neue Uhrmacherin bei uns in Luzern: Romana Fux. Sandra Flück hat sich entschieden, an der Fachhochschule Luzern ein Studium in Medizintechnik zu beginnen. Im September geht es los bei ihr.

Ein Kunde sagte kürzlich hier in Luzern, als wir ihm von Sandras Neuorientierung erzählten: „Das Studium war die beste Zeit in meinem Leben – ich konnte mich auf das fokussieren, was mich wirklich interessierte.“ Genau das wünschen wir Sandra.

Wir schauen auf eine spannende Zeit mit ihr zurück.

Sandra Flück hat den Uhrenbau und ihr Atelier bei uns an der Zürichstrasse aufgebaut. Sie war für den Bau sämtlicher ochs und junior Uhren – darunter viele individuelle Einzelanfertigungen – verantwortlich.

Wenn eine Uhr mal eine Nachbearbeitung benötigte, dann war es auch wieder sie, die sich ohne eine Schnittstelle mit der höchsten Kompetenz um die von ihr gebaute Uhr kümmerte. Sie kannte jede Geschichte „ihrer“ Uhren und die der Kunden aus aller Welt dazu.

Sie war für Ludwig Oechslin die rechte Hand, wenn es um Neuentwicklungen ging, und hat seine Innovationen als Assistentin begleitet und massgeblich geprägt. Die effiziente Umsetzung des kürzlich lancierten ewigen kalenders wurde durch ihre Beharrlichkeit, ihre hohe Flexibilität und Denkfähigkeit erst ermöglicht.

Ich habe selten einen Menschen erleben dürfen, der derart positiv und ausgeglichen ist wie Sandra – und immer extrem konzentriert. Weder die 10 Gäste, die mit Argusaugen den Bewegungen ihrer feinen Händen gefolgt sind und zugeschaut haben, wie sie einen Mechanismus des ewigen kalenders zusammengebaut hat, noch die Kamera einer Fernsehstation konnten sie aus der Ruhe bringen. Sie war immer cool, überlegt und sehr, sehr souverän. Am Anfang noch etwas schüchtern, hat sie sich zu einer reifen, selbstbewussten jungen Frau entwickelt, die weiss, was sie kann und was sie will.

Sandra hat beeindruckend ruhige Hände. Einen Beweis dafür liefert sie in diesem für die Uhrenbranche einzigartigen Film, der den Zusammenbau des Mechanismus des ewigen kalenders zeigt.

Dieses Geschick, zusammen mit der hohen Lösungsorientierung und ihrem Mut, mal ein kalkuliertes Risiko in ihrer Arbeit einzugehen, wird sie auf ihrem neuen beruflichen Lebensabschnitt begleiten – wie auch die ganz spezielle ochs und junior, die sie nun seit dem letzten Samstag als Dank für ihre wunderbare Arbeit bei uns an ihrem Handgelenk trägt. Peter Cantieni hat dafür ziemlich viel gefräst, Sandra hat sich die Uhr selber gebaut, und ich habe sie ihr am letzten Arbeitstag wie einem Kunden überreicht – und ich gebe es zu: Wir beide hatten Tränen in den Augen … 😉

Dass wir eine attraktive Arbeitsstelle für eine junge, wissbegierige und ehrgeizige Uhrmacherin bieten, wird Sandra wohl bestätigen – und so war die Stelle auch ohne ein Inserat rasch wieder besetzt.

Romana Fux hat eben ihre zweite Ausbildung an der Uhrmacherschule in Grenchen (wie Sandra) erfolgreich absolviert. Der Bildungshintergrund ihrer ersten Berufslehre als Polymechanikerin ist natürlich bei den von uns verwendeten Bauteilen eine tolle Ausgangslage. Das Verständnis für die Arbeitsprozesse von Peter Cantieni und der Helfenstein Mechanik AG ist somit umso grösser.

Besucher der Zürichstrasse konnten Romana in den vergangenen Monaten schon bei der Arbeit mit Sandra beobachten. Der Übergang wurde sauber geplant und Sandra hat versucht, so viel Know-how wie möglich an Romana weiterzugeben. Und natürlich steht sie uns in den kommenden Wochen zur Verfügung.

Sandra, herzlichen Dank für Deine tolle Arbeit – Romana, herzlich willkommen in unserem Team!

Beat Weinmann

 

Der untenstehende Text ist ein persönliches Statement von Sandra Flück. Sie tauscht Ihre Uhrmacherlupe mit dem Studienplatz an der Hochschule Luzern.

 

Die Zeit bei ochs und junior hat mich mit sehr vielen Erfahrungen bereichert.

Ich durfte schon von Beginn an Projekte anpacken und mich auf – für mich – zum Teil neuem Terrain bewegen. Dadurch lernte ich meinen Arbeitsablauf zu strukturieren, um meine Arbeiten effizient auszuführen. Es war zunächst alles neu für mich und daher spannend zu lernen, wie man die verschiedenen Pläne mit mehreren Personen koordiniert.

Obwohl ich mich grösstenteils selbstständig durch die Projekte und Aufträge arbeitete, war jederzeit grosse Unterstützung von allen Seiten gewährleistet. Dies lehrte mich offen und vertraut in einem Team zu arbeiten.

Auch durch den regelmässigen Kontakt mit Kunden und Medien entwickelte sich ein grosses Selbstvertrauen, welches mich weiterhin anregte, neue Projekte anzugehen.

Als praktisch grösstes Juwel in meinem Erfahrungsschatz zähle ich das Arbeiten an Prototypen zusammen mit Ludwig Oechslin. Ich sah ihm immer zu, wenn er die neusten Teile fräste, und lernte, mit seiner CNC Maschine umzugehen. Ich lernte schnell, mich in seinem Atelier zurechtzufinden, und so reiste ich dann hin und wieder mit einem erfolgreichen Prototyp von La Chaux-de-Fonds nach Luzern zurück. Ludwig lehrte mich sehr vieles, auch dass man mit sehr einfachen Mitteln ein wunderbares Produkt schaffen kann. Der Prototypen-Bau bleibt für mich ein spannender und inspirierender Bereich.

Die Zeit als Uhrmacherin bei ochs und junior brachte mir allgemein inspirierende Ideen, Kreativität und Freude an verschiedensten Materialien. Alles Eigenschaften, welche sich auch immer wieder in den Projekten und bei den Kunden widerspiegelten. Bei jeder einzelnen Uhr für jeden Kunden entwickelte sich während des Baus eine Freude, was zunächst etwas kitschig klingen mag, aber wirklich so war.

Auch die enge Zusammenarbeit mit dem ox-Team war einmalig und dafür möchte ich ebenfalls meinen tiefsten Dank aussprechen. Dazu zählt auch der stetige Austausch mit den Herstellern Peter Cantieni, Reto Helfenstein und Daniel Matter.

Als ich angefangen habe, fanden Peter Cantieni und ich zusammen einen direkten Draht, welcher den Austausch jederzeit ermöglichte. Jegliche Änderungen oder Schwierigkeiten konnte ich direkt mit ihm besprechen und so fanden wir immer eine Lösung. Ich lernte, wie wichtig Kommunikation ist, und habe diese Offenheit gegenüber Peter sehr geschätzt.

Auch als der ewige kalender mit dem Hersteller Helfenstein Mechanik realisiert wurde, pflegten wir eine offene und unkomplizierte Kommunikation. Diese Mühe verdient einen grossen Dank.

Die ganzen Erfahrungen, welche ich in diesen zwei Jahren gesammelt habe, möchte ich mitnehmen auf meinem neuen Weg.

Ich habe mich für ein Studium in Medizintechnik an der Fachhochschule Luzern entschieden. Ich möchte von den gewonnenen Erfahrungen, den inspirierenden Ideen, der Kreativität und der Freude an verschiedensten Materialien profitieren, um medizinisch-technische Hilfsmittel für Menschen zu entwickeln.

Ich freue mich sehr auf meine Zukunft und wünsche ochs und junior nur das Beste.