Zürichstrasse 49 in Luzern – hierhin kommen wir fast täglich und verbringen mitunter die meiste Zeit unseres Alltags. Seit sechs Jahren. Es ist Zeit für mich, diesen wunderbaren Ort wieder einmal mit etwas anderen Augen anzuschauen und Bilder von Orten und Objekten in diesem Raum zu beschreiben, die durch eine Kamera und das Auge von Bea Weinmann in Zusammenarbeit mit Cail Pearce eingefangen wurden.
In den letzten sechs Jahren hat sich dieser 180qm grosse, rechteckige Raum stark gewandelt. Das heisst, die nach Mass angefertigten und komplett modular verschiebbaren Möbel sind immer noch da. Auch die Küche ist es – auch wenn die Espresso-Maschine 2014 ersetzt werden musste. Anfänglich war es eher ein vielleicht etwas gar hipper Concept Store. Mit Uhren von ochs und junior und ausgesuchten, meist von Hand gefertigten Produkten. Zu dieser Zeit wurden unsere Uhren noch extern bei Marion Müller gebaut und Ludwig Oechslin amtete noch als Direktor des Musée international d’horlogerie in La Chaux-de-Fonds. Mit der bei mir gewachsenen Erkenntnis, dass ein Concept Store in Berlin oder New York ein stilvoll eingerichteter Ort mit fein kuratierten Gegenständen ist – Gegenstände, welche aber auch sonst irgendwo in einem anderen Umfeld gekauft werden können –, wurde uns die Einzigartigkeit der von Ludwig Oechslin entwickelten Konstruktionen und der Möglichkeit, diese für sich nach Mass bei uns bauen zu lassen, so richtig bewusst. ochs und junior Uhren gibt es nur hier in Luzern, direkt aus der Werkstatt. Und mit diesem Bewusstsein arbeiten wir an diesem kreativ aufgeladenen Ort und freuen uns ob der hohen Funktionalität dieses nun bewusst nicht mehr kuratierten Ortes. Und doch stehen auch Objekte hier, die es sonst vielleicht in einem Museum zu bestaunen gäbe…
Der Mechanismus von Antikythera – die Geschichte dazu lesen Sie in diesem Beitrag hier. Dieses Objekt zeigt exemplarisch, wie Ludwig Oechslin mit Materialien umgeht, wie bei ihm Rohheit auf Raffinesse trifft, wie Metalle – die Antikythera ist im Gegensatz zum Zifferblatt einer Armbanduhr nicht hinter Kristallglas – durch Umwelteinflüsse und Berührungen patinieren.
Dieses kleine und voll funktionsfähige Wunderwerk ist Ludwig Oechslins Interpretation einer koreanischen Armillarsphäre. Diese zeigt, durch einen raffinierten, von Oechslin entwickelten Mechanismus, die sich verändernden Bewegungen von Sonne und Mond im Verhältnis zur Erde.
Das ist einer meiner Lieblingsorte an der Zürichstrasse. Hier werden auf dem dunkelbraunen Ecopell-Leder Uhren vorgeführt, Bauteile gezeigt und mechanische Zusammenhänge erklärt. Häufig wird hier die Ausgangslage geschaffen, um dann anschliessend am vier Meter langen Tisch die genauen Spezifikationen der nächsten bei uns in Auftrag gegebenen ochs und junior zu besprechen. Gleich hinter diesem Stehtisch befindet sich mein übersichtlicher Arbeitsplatz mit dem Macbook, dem Telefon und den, meist sehr schön geordneten, aktuell zu bearbeitenden Dossiers. Und immer wird mein Arbeitsplatz beobachtet von der neugierig auf mich herunterschauenden Ziege – aufgenommen auf der Rigi.
Unser Ort ist etwas schmucklos – wir empfinden ihn allerdings als stilvoll –, deshalb bringt uns Sandra Fahrni jeweils am Mittwoch Blumen. Frische, manchmal sogar etwas pompöse als Kontrast zu der industriellen Atmosphäre, oder dann auch wieder mal trockene Blüten oder Blätter. Manchmal bleiben Leute draussen vor unserem Lokal stehen und haben keine Ahnung, was wir hier tun – sie bewundern einfach nur die Blumen…
Taubengrau, sehr, sehr schwer und völlig ungeeignet für die heutige Uhrenindustrie. Aber eben nur für die Industrie. Für uns als Hersteller von Einzelstücken und kleinen Serien ist dieses in den 1950er-Jahren hergestellte optische Präzisionsmessgerät eine feine Möglichkeit, allfälligen Unregelmässigkeiten in der Bauteile-Herstellung auf die Schliche zu kommen. Ein Bauteil nach dem anderen kann sorgfältig untersucht werden – auf den 1/1000mm genau.
Keine Ahnung, warum diese Lupe pink ist. Vermutlich war es gerade diese exotische Farbe, welche Ludwig Oechslin dazu veranlasst hat, sie zu seiner offiziellen ochs und junior Uhrmacherlupe zu machen.
In der Druckerei des Vatikans in Rom wurde diese wissenschaftliche Dokumentation der Farnesianischen Uhr zu Papier gebracht. Ludwig Oechslin hat diese bedeutende astronomische Monumentaluhr des frühen 18. Jahrhunderts zwischen 1978 und 1982 restauriert, konserviert, zu seiner eigenen Überraschung wieder zum Laufen gebracht und präzise dokumentiert. Die Farnesianische Uhr ist Oechslins Grundinspiration für die Konstruktion von Getriebesystemen.
Vier Meter lang, aus Birkenholz-Furnier und rohem Eisen. Dazu die von Herman Miller hergestellten Eames-Stühle aus Fiberglas. An diesem Tisch trinken Sie Ihren Espresso, haben die Übersicht über die Werkstatt, besprechen zusammen mit mir Ihre Uhr in jedem Detail und bekommen Ihre ochs und junior überreicht. Natürlich ist es auch der Ort für strategische Debatten und ab und zu einen Teller Spaghetti.
Idealerweise machen Sie mit uns einen Termin für einen Besuch aus. Wenn Sie spontan oder unangemeldet vorbeikommen, kann es sein, dass schon jemand an diesem Tisch sitzt und sich beraten lässt. Setzen Sie sich dann einfach dazu – es haben sich schon viele lange und gute Gespräche aus dem Zusammentreffen von interessanten Menschen ergeben.
Ist dies der zentrale Ort unseres Arbeitsraumes? Überlegen Sie mal: Wo finden bei Freunden die besten Gespräche statt? Oftmals in der Küche. Bei ochs und junior ist das auch immer mal wieder so, wenn ein ambitionierter Espresso für Diskussionsstoff sorgt, zu einer kurzen Pause verhilft oder ein Gespräch mit einem Gast in Schwung bringt.
Dieses Macbook ist der Ursprung für alles Neue, was Sie auf unserer Internetseite sehen. Meistens arbeitet Cail Pearce an seinem Stehtisch, manchmal aber verschiebt er sich mit seinen kreativen Gedanken an den langen Tisch oder auf das Sofa.
Jede ochs und junior wird auf 100m Wasserdichtheit getestet. Hier das Testgerät von Witschi in unserem Uhrenatelier. Ob die Bänder aus Ecopell-Leder eine kreative Inszenierung für dieses Foto sind? Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall herrscht da ansonsten Ordnung.
Ein fester Drehblock mit jedem relevanten Schraubenzieher und scharfen Klingen dazu. Unsere Uhrmacherinnen sind immer intolerant, wenn es ums Ausleihen ihrer Werkzeuge geht. Hier hat niemand etwas zu suchen, der nicht an Uhren baut. Natürlich können auch Sie dies bei uns tun und Ihren eigenen Ewigen Kalender bauen – mit genau diesen Schraubenziehern. Links daneben die Werkzeuge für das Ölen der relevanten Stellen.
Ein Ewiger Kalender, ein Jahreskalender, eine Mondphase – die Entwicklungen von Ludwig Oechslin sind ohne Vergleich in der derzeitigen Uhrmacherei. Wir geben auf alle Bauteile, die wir selbst entwickelt und hergestellt haben, lebenslange Garantie.
Ein wichtiges Messinstrument, um Eingriffe von Schaltphasen zu untersuchen und allfälligen Unregelmässigkeiten punktgenau auf die Spur zu kommen, ist der Micromat C von Witschi. Mit diesem können wir Schaltphasen über mehrere Stunden messen – beispielsweise die Schaltung des Ewigen Kalenders Ende Februar (über 3 Stunden im Schaltjahr und über 4 Stunden im Gemeinjahr) – und mittels der Grafik auf dem Bildschirm einen allfälligen Amplitudenabfall erkennen. Dieser lässt auf einen erhöhten Kraftaufwand bei der Schaltung schliessen und zeigt an, dass ein Bauteil von Hand nachbearbeitet werden muss.
Hier ist Druck drin, sehr viel Druck. Dieser Kompressor ist eine Quelle zeitweiser kurzer Lärmemissionen. Damit werden kleine Staubpartikel weggeblasen, der Mikrostaubsauger für den Uhrenbau betrieben und Druck für das Wasserdichtheitsprüfgerät aufgebaut.
Direkt am Fenster zur Zürichstrasse. An diesem Platz bin ich direkt verbunden mit Kunden aus aller Welt und dem Leben ausserhalb unseres Arbeitsortes. Die Zürichstrasse ist einer der Hauptzubringer in die Innenstadt von Luzern. Werbeagenturen und Architekturbüros haben sich hier angesiedelt, es ist ein inspirierender, urbaner und vielseitiger Ort.
Hier brodelt ein lebendiger Mix aus Ladenlokalen, in denen immer mal wieder ein neues Geschäft sein Glück versucht, und solchen, die schon seit Jahrzehnten hier angesiedelt sind – von der Schuhmacherei über die chemische Reinigung bis zum Kiosk. Und dazu kommen die Menschen, die hier wohnen, und diejenigen, die die Strasse als Durchgang zu ihrem eigentlichen Ziel nutzen. Wir sind hier, weil dieses Lokal in Luzern einzigartig und der Ort sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto perfekt erreichbar ist.
Irgendjemand hat den Bildschirm meines Macbooks vor der Aufnahme des Fotos in eine etwas „unnatürliche“ Position gebracht. Ansonsten ist das meine Realität. Vielleicht sind gerade etwas viele Dossiers in Papierform auf dem Tisch. Auf der rechten vorderen Seite sind Bauteile in einer weissen Kunststoffhülle zu sehen, die gerade von Cador angekommen sind. Jede Lieferung geht über diesen Tisch. Ob sie zu uns kommt oder per FedEx von uns in die Welt hinaus verschickt wird. Ich trinke jeden Tag mindestens 2 Liter Wasser aus einer dieser Karaffen – unser Wasser an der Zürichstrasse ist auch im Hochsommer perfekt gekühlt, wir denken es kommt vom Pilatus. Der kleine Rennradfahrer schafft einen diskreten Hinweis zu meinem liebsten Hobby und seit 2017 benötige ich zum Lesen und Arbeiten am Macbook eine Brille. Der Vintage-Drehstuhl übrigens lässt mich in einer geraden Position sitzen …
Vier unserer Uhren zeigen wir den Passanten an der Zürichstrasse. Sie hängen an einem Kunststoffhaken auf einer weissen Folie als Hintergrund. Die Art der Ausstellung ist diametral anders als die beschrifteten und thematisierenden Displays, die es sonst im Uhrendetailhandel gibt. Schlichter und einfacher geht es wohl nicht. Auch nach sechs Jahren noch gefällt uns die Art dieser Zurschaustellung.
Dieses Uhrwerk eines mechanischen Weckers treibt ein 2:1 Modell eines Prototypen für einen Ewigen Kalender an. Ludwig Oechslin hat vor 40 Jahren seinen ersten Ewigen Kalender gebaut und die Ergebnisse seiner Erfahrungen immer weiter perfektioniert. Dieser Prototyp – Sie können ihn bei uns anschauen – hat auf einem Umweg zur ultimativen Reduktion dieser Funktion geführt. Und somit zum Ewigen Kalender, wie Sie ihn nun auf der Internetseite finden oder an der Zürichstrasse testen können.
Das Licht verstehen und die Uhren ins richtige Licht rücken. Hier betreibt Cail Pearce einen analytisch hohen Aufwand für die Produktfotografie und ist auf dem Weg zum perfekten Bild einer Uhr – obwohl es ein solches selbstverständlich nie geben wird. Die Uhren von ochs und junior werden in echt immer schöner sein als selbst auf der besten Fotografie. Freuen Sie sich, wenn Sie bei uns Ihre persönliche Uhr bestellt und davor noch nie in der Hand gehalten haben.
Hans Erb, ein kreativer Unternehmer in der Uhrenbranche und Importeur von QLOCKTWO für die Schweiz, hat uns dieses wunderbare Stück im Jahr 2012 zum Geschenk gemacht. Seither dürfen wir uns hier ab und zu auch mit fremden Federn schmücken und die QLOCKTWO verkaufen.
Ein Florence Knoll von 1959, mit edlem Stoff von Fischbach überzogen. Vermutlich ist diese Sitzgruppe der Grund, warum wir immer wieder für ein Einrichtungsgeschäft gehalten werden – und nicht selten will uns jemand genau dieses Möbel abkaufen. Die Espressotassen sind aus festem und robustem Porzellan – in einer unmöglichen Farbe. Wir lieben sie.
A glass case with several watches was always out of the question for us. We wanted something simple, elegant, and without any text. The untreated wood is painted white. If the little lamp containing a diode – as of yet, we have not had to replace a single one and we’ve been using them every day for the past six years – is turned to the side, the glass can be pulled up. That is how we take the watches out. Since the international experts for robberies of watch boutiques are not interested in ochs und junior and would hardly read our website – or so we hope –, we are sharing this little piece of indiscreet information with you.
On this watch winder, you can discover, among other watches, an annual calendar LIGHT and a perpetual calendar in a bronze case. This is where part of the careful test phase that follows every procedure takes place.
Diesen Blick hat unser Uhrmacher, wenn er morgens an ihrem Arbeitsplatz mit dem Bauen beginnt. Rechts ein Witschi-Gerät für das Regulieren der Uhr, die bereits erwähnten Schraubenzieher, ein Glas mit Wundbenzin und kleine Glasglocken mit laufenden Projekten darunter. Der Tisch gehörte früher dem Konservator des Uhrenmuseums Le Locle und hat somit Geschichte.
Über dieses kleine Drehbänkchen habe ich mich auch schon lustig gemacht. Es sieht irgendwie aus wie aus einem Puppenhaus oder zumindest wie das Werkzeug in einer solchen Spielzeuglandschaft. Kleinere Anpassungen und Andrehungen können hier rasch ausgeführt werden. Ein einfaches und funktionelles Werkzeug und es gibt keinen Grund, es nicht ernst zu nehmen…
Für die sorgfältigen Betrachter des ersten Fotos: Es folgt bald ein Foto mit unserem neuen Uhrmacher Kevin Hoffmann!